2011-2016
Gewalttaten gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte
Versuchte Tötungsdelikte
+7%
- 2011 92
- 2012 85
- 2013 104
- 2014 123
- 2015 79
- 2016 98
Gefährliche und schwere Körperverletzung
+33%
- 2011 3.326
- 2012 3.755
- 2013 3.393
- 2014 3.880
- 2015 4.071
- 2016 4.431
Vorsätzliche Körperverletzung
+48%
- 2011 11.308
- 2012 12.198
- 2013 12.632
- 2014 13.592
- 2015 14.756
- 2016 16.705
Widerstandshandlungen
+26%
- 2011 35.636
- 2012 39.516
- 2013 38.527
- 2014 40.165
- 2015 40.501
- 2016 45.075
Bedrohung
+35%
- 2011 2.942
- 2012 3.289
- 2013 3.065
- 2014 3.549
- 2015 3.619
- 2016 3.977
Straftaten insgesamt
+31%
- 2011 54.843
- 2012 60.294
- 2013 59.044
- 2014 62.770
- 2015 64.371
- 2016 71.795
Das Mass ist voll!
Das Erleben von Gewalt gehört zunehmend zum Berufsalltag von Polizistinnen und Polizisten. Mit der Kampagne „AUCH MENSCH – Polizei im Spannungsfeld“ macht die JUNGE GRUPPE (GdP) deutlich, dass die Grenzen des Erträglichen überschritten sind. Gewalt gegenüber Polizistinnen und Polizisten darf nicht toleriert werden.
Frank J. (Polizeikommissar, 32 Jahre)
Ich hatte an einem Sondereinsatz an einer Kirche teilgenommen. Einsatzanlass war eine öffentliche Bürgerveranstaltung zum Thema „Aufbau einer Flüchtlingsunterkunft“. Meinen zwei Kollegen und mir wurde vorab mitgeteilt, dass dabei mit 20 bis 30 Personen des rechten Spektrums zu rechnen sei. Während der Veranstaltung kam es zu antisemitischen Beleidigungen durch einen Teilnehmer. Er wurde daraufhin durch die Veranstaltungsleiterin des Hauses verwiesen, woraufhin es zu weiteren Beleidigungen kam.
Unser Auftrag war es, die Personalien des Beschuldigten festzustellen, der sich am Rande einer 10 bis 15 Personen starken Gruppe Gleichgesinnter befand.
Nach mehrmaliger Ansprache entgegnete der Beschuldigte, dass er keinen Personalausweis bei sich habe und uns seine Personalien nicht geben würde. Daraufhin teilte ich ihm mit, dass ich ihn gegebenenfalls nach einem Personalausweis durchsuchen würde. Der Beschuldigte wiederholte, dass die Polizei nichts von ihm bekäme und entfernte sich zügig aus der Gruppe.
Ich folgte ihm und wies noch einmal darauf hin, dass er verpflichtet sei, der Polizei seine Personaldaten mitzuteilen. Als auch auf die erneute Ansprache keine Reaktion erfolgte, beabsichtigte ich, ihn am rechten Oberarm zu greifen, um ihn am Weitergehen zu hindern. Doch noch bevor ich zugriff, drehte sich der Beschuldigte unvermittelt um und schlug mit einer gefüllten Bierflasche in der Hand in mein Gesicht. Die Flasche zersplitterte. Meine Brille war zerstört, ich blutete stark im Gesicht, im Mundbereich und an der Hand. Mir war schwindelig, ich hatte heftige Schmerzen. Meine Dienstkleidung und der Gehweg waren voller Blut. Ein Rettungswagen musste mich ins Krankenhaus bringen.
Timo K. (Polizeioberkommissar, 37 Jahre)
Zu Beginn meines Nachtdienstes wurden meine Streifenpartnerin und ich zur Hilfe in eine öffentliche Grünanlage gerufen, weil dort eine alkoholisierte Person eine Mutter und ihren Sohn belästigen würde. Als wir mit unserem Streifenwagen ankamen, haben wir zunächst niemanden angetroffen. Nach wenigen Minuten tauchte plötzlich ein Mann aus der Dunkelheit auf und steuerte auf die Fahrerseite zu. Ich wollte gerade die Scheibe herunterlassen, als er einen baseballschlägerähnlichen Knüppel hervorholte und unvermittelt auf die Fensterscheibe einschlug. Nach einer Schrecksekunde wendete ich den Streifenwagen und folgte der Person. Ich konnte ihm zwar den Fluchtweg abschneiden, jedoch entkam der Täter. Eine intensive Fahndung verlief negativ.
Während der anschließenden Sachverhaltsaufnahme wurden zwei amtsbekannte Jugendliche festgestellt, die sich im Verlauf der Ermittlungen in Widersprüche verstrickten und ein Mitwirken an der Tat immer offensichtlicher wurde. Im Folgenden konnte schließlich eine aus mehreren Minderjährigen bestehende Tätergruppe ermittelt werden.
Sie wollten „Krieg mit der Polizei“. Ihr Plan war es, die Streifenwagenbesatzung in einen Hinterhalt zu locken: Der Schlag gegen die Scheibe sollte uns ablenken, denn zeitgleich lauerten mehrere Jugendliche in unmittelbarer Nähe und warteten mit bereitgelegten zerbrochenen Gullideckeln darauf, die Heckscheibe unseres Fahrzeugs einzuschlagen, um bereits vorgefertigte Molotowcocktails in den Streifenwagen zu werfen. Ihr Plan ging vermutlich nur deshalb nicht auf, weil wir sofort gewendet und den augenscheinlichen Täter verfolgt haben.
Die Gefahr ist uns zu keinem Zeitpunkt bewusst gewesen. Ich denke, wir hatten viel Glück.